Definition im §2 NBGG (Niedersächsisches Behindertengleichstellungsgesetz) mehr
(3) Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.
Informationen bei der Bundesfachstelle Barrierefreiheit Link
Beim Bauen und Wohnen wird der Begriff auf die DIN-Normen des Barrierefreien Bauens bezogen.
DIN 18040 Teil 2 - Wohnungen
Für die Wohnberatung steht die DIN 18040-2 „Wohnungen“ im Fokus. Sie gilt für den Neubau. Alle übrigen im Gebrauch befindlichen Begriffe in Bezug auf Wohnungen (wie z. B. „altersgerecht“, „barrierearm“, „barrierereduziert“, „komfortabel“, „seniorengerecht“ u. v. m.) sind nicht definiert und benötigen eine genaue Erklärung, was konkret umgestaltet bzw. welche Barrieren abgebaut wurden.
Eine Zusammenfassung der wesentlichen Inhalte der DIN 18040-2 pdf
Im Magazin Freiräume (2018-2020) sowie 2023 ist die komplette DIN 18040-2 abgedruckt. Link
Literaturhinweise mehr
DIN 18040 / BARRIEREFREIES BAUEN:
Um den Bestand an Wohnungen ohne oder mit nur wenigen Barrieren zu vergrößern, sollten im Rahmen von Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten die Bedürfnisse beeinträchtigter Menschen von vornherein weitmöglichst berücksichtigt werden. Dies wird strukturelle Wohnungsanpassung genannt. Die DIN 18040-2 dient dabei zur Orientierung. In den Bädern werden z. B. bodengleiche Duschen eingebaut, Schwellen werden beseitigt und die Badezimmertür verbreitert. mehr
Bei kaum einer Bestandswohnung ist es möglich, die DIN 18040-2 zu erfüllen. Aber jede Annäherung an die empfohlenen Maßnahmen kann für ältere Menschen und für Menschen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen eine Erleichterung in der täglichen Nutzung bedeuten. Auch bei Wohnungen, die nur über Stufen zu erreichen sind, lohnt es sich, zumindest die Wohnung anzupassen. Damit wird vielen Menschen ermöglicht, sich zumindest in der Wohnung noch weitgehend selbstständig bewegen zu können. Insbesondere auch für Menschen, die vorübergehend auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind, bedeutet eine angepasste Wohnung, dass sie nach dem Krankenhausaufenthalt wieder in die eigenen vier Wände zurückkönnen. Viele dieser Maßnahmen sind kostenneutral umzusetzen und sollten auf jeden Fall berücksichtigt werden. Link
Darüber hinaus ist es sinnvoll, in jedem Wohnquartier komplett barrierefreie Wohnungen vorzuhalten, damit Menschen, die umziehen möchten, in ihrer vertrauten Wohnumgebung bleiben können.
Checkliste für die strukturelle Wohnungsanpassung bei Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen pdf
Gutes Beispiel:
Spiralenhaus in Bremerhaven - Wohnungen sind mit Rampe barrierefrei erreichbar
Das städtische Wohnungsunternehmen STÄWOG hat die Wohnungen eines Mietshauses mit einer einfachen vor den neuen Balkonen hängenden Rampenkonstruktion barrierefrei erschlossen. Dies ist von den Investitions- und mehr noch von den Betriebskosten her eine sehr kostengünstige Lösung, da Rampen im Gegensatz zu Aufzügen nahezu wartungsfrei sind. mehr
Insgesamt wurden 15 Wohnungen von drei Geschossen erschlossen. Eine Mieterhöhung war für die Mieterinnen und Mieter nicht damit verbunden. Laut Aussagen von Herrn Ewert, zuständiger Mitarbeiter bei der STÄWOG, hat die Rampe 70.000 Euro gekostet, die drei Aufzüge, die erforderlich gewesen wären, um die Wohnungen zu erschließen, hätten 500.000 Euro gekostet zgl. 4.000 bis 5.000 Euro an jährlichen Wartungskosten. Ungefähr 55 m Breite sind erforderlich, um ein Geschoss barrierefrei nach DIN 18040 zu erschließen. Weitere Informationen Link
Unser Eindruck: Die Mieterinnen und Mieter sind sehr zufrieden mit dieser Lösung. Eine Mieterin nutzt einen elektisch betriebenen Rollstuhl und kommt damit gut in die dritte Etage. Ihre Tochter wohnt in der ersten Etage und für sie ist es mit dem Kinderwagen auch eine Erleichterung. Wir können uns vorstellen, dass es für sehr stark mobilitätsbeeinträchtigte Menschen ein Problem sein könnte, die Wohnungen ganz oben zu erreichen, da der Weg sehr lang ist (ungefähr 3-4 Minuten in "normalem" Schritttempo). Aber insgesamt ist dies ein gutes Beispiel für eine kostengünstige barrierefreie Erschließung von Wohnraum. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass mehr nachbarschaftliche Kontakte entstanden sind.
Die STÄWOG hat ein weiteres Gebäude mit zwei Aufzügen und verglasten Laubengängen barrierefrei erschlossen (Living Streets). Link
Neben der Anpassung des Wohnbestandes ist es auch wichtig, dass die Wohnungsanbieter einen Überblick über die Ausstattung der Wohnungen haben. Dabei können auch Kategorien mit definierten Kriterien hilfreich sein.
Zum Beispiel rollstuhlfreundliche Wohnungen, rollatorfreundliche Wohnungen und altersfreundliche Wohnungen. Einige Kriterien finden Sie hier pdf.
Dies sind allgemeine Hinweise, und sie sind auch nicht vollständig. Es muss im Einzelfall geprüft werden, ob die Wohnung für die jeweiligen Interessentinnen/Interessenten mit dem Rollator/Rollstuhl oder bei einer Mobilitätsbeeinträchtigung auch wirklich gut nutzbar ist. Auch Menschen, die eine Gehhilfe benutzen, können unterschiedlich mobil sein. Für viele Menschen ist schon eine zwei Zentimeter hohe Schwelle unüberwindbar, andere kommen damit gut zurecht.
Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit Link
Leitfaden zur inklusiven Planung von Baumaßnahmen des Bundes pdf mehr
Es werden rechtliche Hintergründe und Anforderungen für Planung und Bauen an verschiedene Handlungsfelder formuliert. Ein Teil des Leitfadens kann als Checkliste genutzt werden.
Barrierefreie Veranstaltungsräume: Handreichung und Checklisten
mehr
Das niedersächsische Sozialministerium hat eine Checkliste herausgegeben, in der die Anforderungen an barrierefreie Veranstaltungsräume beschrieben sind. pdf
Auch das Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit hat eine umfangreiche Handreichung und Checkliste erarbeitet, die in Pflicht und Kür unterteilt ist. pdf
Barrierefreies Internet
Barrierefrei informieren und kommunizieren (BIK) - für alle Link mehr
Hier finden Sie die Dokumentation eines informativen Webinars, in dem die Anforderungen an ein barrierefreies Internet anschaulich beschrieben sind. pdf
Die Terragonstudie zeigt, dass die Umsetzung von Barrierefreiheit kaum mit Mehrkosten verbunden ist, wenn klug geplant wird. mehr
Die Studie finden Sie hier pdf.
TERRAGON WOHNBAU hat dafür ein Musterprojekt durchgerechnet. Angenommen wurde der Neubau eines fünfgeschossigen Wohngebäudes in Berlin mit insgesamt 20 Wohnungen und 1.500 Quadratmetern Wohnfläche. Analysiert und in Tabellenform dargestellt wurden 148 Kriterien für barrierefreies Bauen nach der DIN 18040-2. Bei 138 Kriterien zeigte sich, dass Barrierefreiheit nicht mit Mehrkosten verbunden ist, sondern allein mithilfe einer intelligenten Planung erreicht werden kann.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Barrierefreiheit nur gut ein Prozent der Gesamtbaukosten ausmacht. Diese Zahl ist jedoch nicht einfach so für Niedersachsen zu übernehmen. Die Mehrkosten beziehen sich darauf, dass mehr Wohnungen als in der Berliner Bauordnung vorgesehen sind barrierefrei gebaut werden. Die Bauordnung sagt dort aus, dass bei mehr als zwei Wohnungen eine Wohnung barrierefrei sein muss, in Niedersachsen sind es vier Wohnungen, von denen eine barrierefrei sein muss. Insbesondere bei Aufzügen fallen Mehrkosten an. Die meisten Maßnahmen sind allerdings kostenneutral und sollten demgemäß auch umgesetzt werden.
Im Zuge des demografischen Wandels ist rasches Handeln gefragt. So werden laut Kfw-Research bis 2030 rund 3,6 Millionen altersgerechte Wohnungen benötigt bzw. 2 Mio neu geschaffen werden müssen Link.
Neben dem benötigtem Wohnraum werden auch Strukturen benötigt, die soziale Kontake und Unterstützung ermöglichen. Bundes- und landesweit gibt es verschiedene Initiativen, die sich für bezahlbaren Wohnraum mit wenig/ohne Barrieren und für eine verbesserte soziale Wohnumgebung engagieren.
Positionspapier "Raum für die Zukunft" der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung (BAG)
Die BAG Wohnungsanpassung hat 2023 ein Positionspapier veröffentlicht, in dem der Handlungsbedarf in Hinblick auf bezahlbaren barrierereduzierten Wohnraum, (Wohn-)Beratung, Weiterbildung und Netzwerkbildung beschrieben wird. Hier finden Sie das Positionspapier. Link
Impulspapier: Barrierefreies Wohnen für ALLE - Notwendigkeit oder Komfort? pdf
Das Impulspapier wurde auf dem gleichnamigen Wohnungspolitischen Kongress 2017 in Niedersachsen veröffentlicht.
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Beteiligt sind u. a. die kommunalen Spitzenverbände, die Wohnungswirtschaft, Wohlfahrtspflege, der Landesseniorenbeirat, das Büro der Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderungen und nicht zuletzt das Niedersachsenbüro.
Empfehlungen für die Landesförderung: Bezahlbare barrierefreie Wohnungen bzw. Wohnungen mit wenig Barrieren pdf
Die Empfehlungen wurden 2017 im Rahmen eines Arbeitskreises bestehend aus den Beiräten für Menschen mit Behinderungen und Wohnberaterinnen/Wohnberatern formuliert. mehr
Die Empfehlungen wurden im Rahmen eines Arbeitskreises bestehend aus den Beiräten für Menschen mit Behinderungen und Wohnberaterinnen/Wohnberatern formuliert.
Aktion Mensch: Gute Gründe, in barrierefreies Bauen zu investieren Link
Mit dieser Publikation möchte Aktion Mensch alle am Bauprozess beteiligten Gewerke dafür sensibilisieren, warum es sich gesamtgesellschaftlich lohnt, in barrierefreies Bauen zu investieren.