Einstieg für Kommunen

Diese Seite bietet Kommunen einen Einstieg ins Thema: Was sind lokale, zukunftsfähige Gemeinschaften, welche Chancen bieten sie für Dörfer und Stadtquartiere und wie sieht die kommunale Rolle bei der Umsetzung solcher Projekte aus? 

Der folgende einführende Beitrag des Niedersachsenbüros für den Ratgeber 2021 des NSGB für die nds. Ratsmitglieder steht Ihnen in leicht abgewandelter Fassung hier als Download zur Verfügung (PDF, Lesezeit insgesamt ca. 4-5 Minuten).


Wohnen.Pflege.Nachbarschaft: Zukunftsfähige Strukturen für die kommunale Daseinsvorsorge.

Wie wir wohnen, ist essenziell für unsere Lebensqualität: Die meisten Menschen wünschen sich selbstbestimmt, selbstständig und sozial gut eingebunden in ihrem Wohnumfeld zu leben – auch im (hohen) Alter, bei zunehmendem Hilfe- und Pflegebedarf.

Die Kommunen stehen in puncto Daseinsvorsorge vor großen Herausforderungen und vielerorts besteht bereits ein dringlicher Handlungsbedarf. Denn in fünf bis fünfzehn Jahren erreichen die geburtenstarken Jahrgänge das Rentenalter und der Anteil hochaltriger Menschen an der Gesamtbevölkerung steigt stark an. Gleichzeitig sinkt die Belastbarkeit familiärer Versorgungsstrukturen (sofern sie überhaupt noch verfügbar sind) und der bestehende Fachkräftemangel in der professionellen Pflege verursacht schon heute Versorgungslücken.

Es geht darum, zukunftsfeste Quartiere und Dörfer zu schaffen, die für alle Generationen ein attraktiver Wohn- und Lebensort sind: mit bezahlbaren, altersgerechten Wohnungen, einer verlässlichen Alltagsversorgung sowie Strukturen und Initiativen, die das soziale, generationenübergreifende Miteinander, die gegenseitige Unterstützung und die Teilhabe aller fördern. Gelingen kann dies, wenn die Bausteine „Wohnen“, „Pflege“ und „Nachbarschaft“ zusammen gedacht und miteinander verknüpft werden, wenn neben barrierefreien Wohnungen und Pflegekomponenten wie ambulanter Dienst, Tagespflege oder ambulant betreuten Pflege-Wohngemeinschaften auch Treffpunkte, Begegnungsmöglichkeiten und Initiativen für alle Generationen entstehen, die das Gemeinschaftliche stärken.

Die Rolle der Kommune: initiieren, steuern, begleiten, unterstützen

Es ist an der Kommune, bzw. der Kommunalpolitik, den Aufbau solcher zukunftsfähigen Strukturen und entsprechende Projekte (mit) zu initiieren, zu steuern und zu koordinieren, mindestens aber mit Engagement zu begleiten und zu unterstützen – durch Information, Beratung, Kontakte, ggf. Bereitstellung von (günstigen) Grundstücken oder eigene Investitionen.

Dabei ist es sinnvoll, ... mehr

... zu nutzen, was an Aktivitäten und lokalen Netzwerken bereits vorhanden ist. Es geht darum, die (schlummernden) Potentiale zu aktivieren und durch Kooperationen zwischen verschiedenen lokalen Akteuren – ehrenamtlichen und professionellen – Synergien zu schaffen. Oft motivieren gelungene Erst-Projekte vor Ort weitere Akteure, sich einzubringen. Dabei ist es egal, ob mit dem Baustein „Wohnen“, „Pflege“ oder „Nachbarschaft“ gestartet wird. Mögliche Partnerinnen und Partner sind z.B. Wohnungsunternehmen, private Investorinnen und Investoren, Pflegedienste, Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Stiftungen, Vereine und Verbände. Insbesondere kleinere Gemeinden profitieren auch von interkommunaler Zusammenarbeit und regionalen Netzwerken.

Vor allem kommt es aber darauf an, die Bürgerinnen und Bürger „mitzunehmen“: Sie sind die Expertinnen und Experten für ihren Alltag und das, was fehlt. Umso wichtiger ist es, sie zu beteiligen und ihr Know-how und Engagement zu nutzen, um die spezifischen Bedarfe zu identifizieren und entsprechende Projekte anzustoßen. Aus Beteiligung entsteht Identifikation, aus Identifikation Verantwortungsgefühl und Mitwirkung im Projekt. Oft wird gerade die Gruppe der „jungen Alten“ zum Aktivposten und manchmal ist ein Bürgerverein sogar ein wesentlicher Baustein des Gesamtkonzepts.

Einige niedersächsische Kommunen haben sich bereits auf den Weg gemacht:

So wurde in Wahrenholz (3.400 EW) – initiiert vom Gemeinderat – 2015 die „Bürgergemeinschaft Wahrenholz e.V.“ gegründet und ein provisorisches Bürgerbüro als Info- und Anlaufstelle („Drehscheibe“) für soziale Anliegen gestartet. Parallel wurde – auch mithilfe von Fördermitteln – die Dorfmitte neu gestaltet und bebaut. Entstanden sind altersgerechte Wohnungen, (ambulant) betreute Wohn-Pflege-Angebote, Tagespflege und Pflegestützpunkt, Arztpraxis und ein zentrales Mehrzweckgebäude mit Verwaltung, Bürgerbüro und Bürgertreffpunkt. In Wahrenholz gibt es nun Unterstützung für alle Generationen – bis zuletzt.

In Isenbüttel (15.4000 EW in 14 Ortsteilen) hat die Samtgemeinde 2016 begonnen, eine ZWAR-Plattform für selbstorganisiertes und selbstverantwortliches bürgerschaftliches Engagement im Wohnumfeld aufzubauen. Zielgruppe sind die 55- bis 65-Jährigen „zwischen Arbeit und Ruhestand – ZWAR“. Lokale Akteure, Profis und Ehrenamtliche, wurden eingebunden, eine kommunale Steuerungsgruppe und eine hauptamtliche Koordinierungsstelle eingerichtet. Der Erfolg spricht für sich: Das bürgerschaftliche Engagement ist erheblich angestiegen und in zwei Ortsgemeinden sind verbindliche Nachbarschaftshilfen entstanden. Aus dem ZWAR-Projekt ist zudem ein gemeinschaftliches Wohnprojekt hervorgegangen.

Zwei Beispiele aus der kommunalen Praxis, die zeigen, wie es auf unterschiedlichsten Wegen gehen kann.

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